Praxistipp 4 auf dem Weg
zur eigenen Ladeinfrastruktur

Skalieren Sie die Ladelösung, keine Kosten.

  • 06. Februar 2023

Haben Sie zukunftsorientiert geplant? Ist Ihre geplante Ladeinfrastruktur auch für den künftigen Bedarf erweiterbar – daher skalierfähig? Sie werden sich beim Lesen vielleicht denken: ich brauche lediglich eine normale Ladestation, um loszulegen. Warum sollte sie skalierfähig und damit teurer sein, wenn ich doch nur ein Exemplar brauchen werde – oder?

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Es ist sinnvoll, sich vor Projektbeginn Gedanken über den genauen Bedarf zu machen. Es ist allerdings nicht nötig, penibel genau den exakten Bedarf in einer Excel-Rechentabelle oder mit dem spitzen Bleistift auf Papier zu ermitteln. Der konkrete Ladebedarf ist in der Realität variabel und oft größeren Schwankungen ausgesetzt. Wer heute schmalspurig mit einer Ladestation beginnt, sollte bedenken, dass die Nachfrage oft mit der Zeit steigt. Diesen Aspekt sollten Sie im Vorfeld nicht unterschätzen, denn nachzurüsten kann im Zweifelsfall recht teuer werden. In drastischen Fällen müssen alle eingebauten Ladestationen durch neue Exemplare ersetzt und das gesamte Vorhaben neu aufgerollt werden. Diesem Risiko möchten wir im Vorfeld begegnen und Ihnen mit informativen Beiträgen der Serie „Praxistipps“ eine erste Richtschnur bieten.

Eine Ladestation kostet nicht viel – eine Ladelösung schon.

Eine einzelne Ladestation muss nicht notwendigerweise viel kosten. Der Kaufpreis einer einfachen Ladestation im Handel bildet jedoch nicht die gesamte Investition ab. Hinzukommen erforderliche Ausgaben für elektrotechnisches Zubehör, bauliche Veränderungen sowie für die Installation und Inbetriebnahme. Ferner fallen krisenbedingt weitere bzw. höhere Kosten aufgrund Lieferprobleme, Verzögerungen oder der hohen Auslastung geeigneter Fachbetriebe, an.

Die Bandbreite der Ladelösungen ist bezüglich des Kaufpreises, der Qualitätsstufe und dem Projektumfang allerdings recht hoch. Zahlreiche günstige Ladestationen, insbesondere von ausländischen Herstellern aus dem außereuropäischen Raum, sind von fragwürdiger Qualität, weder intelligent noch cloudfähig konzipiert, weisen eine geringere Lebenserwartung auf und womöglich steht Ihnen kein adäquater Kundenservice zur Verfügung. Sollte der Hersteller in Asien ansässig und die Ladestation lediglich für den heimischen Absatzmarkt importiert sein, müssen Sie mit Komplikationen bei Kundenservice, technischen Problemen oder der Kostenrückerstattung rechnen.

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Höherwertige, aber auch kostspieligere, Ladestationen vieler europäischer Hersteller sind intelligent gestaltet, cloud- und remotefähig, integrationsoffen und lassen sich im Bedarfsfall erweitern – daher skalieren. Insbesondere der letzte Punkt, die Skalierbarkeit, sollte als Qualitätsmerkmal den Ausschlag für die Wahl zwischen mehreren Angeboten betrachtet werden.

Was ist Skalierbarkeit? Eine kurze Erklärung mit Beispielen.

Doch was bedeutet Skalierbarkeit im Hinblick auf Ladeinfrastruktur genau? Zunächst erklären wir den Fachbegriff etwas näher. Sie kennen die Begriffe „skalierbar“ oder „Skalierung“ bisher sicherlich aus dem Wirtschaftsleben und der Betriebswirtschaft. Skalierbar bedeutet, dass in einer wirtschaftlichen Funktion, der Aufwand bzw. Input an Ressourcen, wie Arbeitskraft, Zeit oder Energie nicht linear im Gleichschritt mit dem Output steigt, sondern weniger stark oder sogar geringer ausfällt. Der wachsende Output steigt in einem skalierfähigen Prozess schneller als der Einsatz von Input. Einer Verfünffachung des Outputs steht keine Verfünffachung des Inputs gegenüber, dies wäre nur bei einer linear-graduell ansteigenden Funktion der Fall. Viele Aufgaben und Prozesse im Umgang mit Menschen, wie im Sozial- oder Gesundheitswesen, lassen sich kaum bis gar nicht skalieren, folglich wird bei steigender Nachfrage schlicht mehr Personal benötigt.

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Ein idealtypisches Beispiel für Skalierung ist moderne Software in betrieblichen Prozessen. Sie erlaubt, eine plötzlich auftretende Fluktuation, wie eine drastisch gestiegene Nachfrage oder rapide Zunahme von Informationen, aufzufangen. Die Software muss nicht neu geschrieben oder im Vorfeld extra angepasst werden, um einer stoßartigen Erhöhung der Auslastung zu begegnen.

Wenn wir also in diesem Blogbeitrag oder in naher Zukunft von Skalierbarkeit von Ladeinfrastruktur sprechen, bedeutet das, dass die Ladelösung von Beginn an auf möglichen Zusatzbedarf ausgerichtet ist und sich problemlos erweitern lässt. Der Erweiterung der Ladekapazität oder des Funktionsumfangs stehen keine vergleichbaren Kosten wie zu Beginn gegenüber. Es fallen zwar Kosten für die Nachrüstung an, allerdings weniger als bei nicht skalierbaren Ladelösungen. Die Differenz in den langfristig anfallenden Kosten ist dabei sogar das kleinere Übel, wie im weiteren Verlauf eine Reihe von Fallbeispielen weiter unten zeigt.

Wenn Ihre Lösung nicht skalierbar ist und Sie dennoch aufrüsten.

Kurzum, ihre Ladelösung sollte flexibel erweiterbar sein. Wir empfehlen es Ihnen dringend, sollten Sie noch am Beginn Ihres eigenen Vorhabens stehen und Einfluss auf den Werdegang nehmen können. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Sie mit der initialen Ladelösung auskommen oder beträchtliche Kosten in Kauf nehmen, um substanzielle Änderungen vorzunehmen.

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Wie eingangs erklärt, müssen Ladestationen selbst nicht besonders kostspielig sein. Bereits ab etwa 1.200 Euro kann man im Optimalfall beginnen, wenn eine günstige Ladestation an einen vorhandenen Zähler angeschlossen werden kann, der sich zudem in der Nähe befindet. Die Höhe von 1.200 Euro für eine günstige Ladelösung bemisst sich an den folgenden Ausgaben eines Rechenbeispiels:

  • - 500 Euro für die einfachste und günstigste Ladestation
  • - 400 Euro für Montage, Installation und Prüfung
  • - 300 Euro für Sicherungen sowie weiteres Material

  • Dies ist ein eher unrealistisch günstiges, jedoch mögliches Fallbeispiel. Bitte bedenken Sie, dass dieses denkbar schlank und funktionsarm ausfällt. Wenn Sie sich einzig für die günstigste Lösung auf dem Markt entscheiden, wird die Ladestation nur eine geringe Ladekapazität und das erforderliche Minimum an Funktionen aufweisen. Das Projekt sollte nicht derart schmal angelegt werden, dass man scheinbar die gesamten Kosten durch eine Fördermaßnahme der Förderbank KfW abdecken kann.

    Fallbeispiel 1: Die Ladelösung ist nicht skalierbar, der Bedarf steigt.

    Doch was passiert für den Fall, sobald doch weitere Ladestationen dazukommen? Wie ebenfalls eingangs thematisiert, ist es sinnvoll relativ genaue Eckwerte des künftigen Stromverbrauches im Blick zu behalten, allerdings tendiert der Bedarf in der langfristigen Perspektive zu steigen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Käufer des kostengünstigsten Leistungspakets, eine Ladelösung für insgesamt 1.200 Euro, den künftigen Ladebedarf zu gering angesetzt hat, neue Funktionen erforderlich sind oder Fehler in der Vorfeldplanung aufgearbeitet werden müssen.

    Angenommen der Ladebedarf steigt letztlich doch, bleibt bei der besonders kostengünstigen Ladestation bloß die Möglichkeit, eine weitere Ladestation anzuschaffen. Eine günstige Ladestation ist in der Praxis weder intelligent noch cloudfähig, kann nicht in externe Software, wie unser Chargetic Backend, eingebunden werden, unterliegt keinem Lastmanagement zur Aussteuerung der Outputstärke und lässt sich mangels Internetanschluss und Softwareschnittstelle nicht remote betreuen.

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    Kurzum, Sie werden eine weitere Ladestation für Ihre Ladelösung benötigen. Eine weitere ist nötig, um den höheren Ladebedarf zu bewältigen oder neuen Anforderungen gerecht zu werden. Doch es gibt hier bereits ein erstes Problem. Die zweite Ladestation kann nicht mehr an den gleichen Zähler angeschlossen werden, sodass in der Regel ein zusätzlicher Zählerschrank erforderlich wird:

    • + 2.500 Euro Zusatzkosten für den Einbau eines weiteren Zählerschrankes

    Die (ersten) exemplarischen Zusatzkosten übertreffen die anfängliche Investition bereits um den Faktor zwei, hinzukommen die Ausgaben für die weitere Ladestation selbst und den anfallenden Kosten für Montage, Installation, Prüfung sowie Material und ggf. Sonderbedarf.

    Fallbeispiel 2: Der Bedarf steigt wesentlich stärker als zuvor.

    Angenommen der Ladebedarf fällt nun signifikant größer aus und das Projekt muss erneut oder ohnehin deutlich umfassender erweitert werden. Das heißt, wir erhöhen die Komplexität der Ladeinfrastruktur auf ein realistisches Niveau und berücksichtigen Faktoren, welche in der Praxis großer Wohnimmobilien oft auftreten. Im nächsten Fallbeispiel sollen zusätzlich eine dritte und vierte Ladestation installiert werden. Der Projektumfang entspricht indessen den realen Anforderungen einer mittleren Wohnimmobilie mit mehreren Stellplätzen.

    War es bisher nicht erforderlich und zu vermeiden, ist spätestens jetzt in vielen Fällen ein sogenanntes Lastmanagement benötigt (siehe den Beitrag Praxistipp 1), damit die ganzen Ladestationen nicht alle auf Sparflamme laufen sollen. Ein Lastmanagement ermöglicht eine intelligente und Bedarfs-zugeschnittene Bündelung sowie Drosselung des Stromdurchsatzes. Das Problem ist, dass einfache Ladestationen dafür meist ungeeignet sind. Einfache und kostengünstige Ladestationen sind zwar bedienungsfreundlich, einfach, aber auch schlicht und linear ausgelegt, sie lassen sich oft nicht in komplexe Infrastrukturlösungen einbinden. Im denkbar schlechtesten Fall müssen nun die bereits installierten Ladestationen ausgetauscht und durch höherwertige, das heißt oft teurere, Ladestationen mit einem größeren Funktionsumfang, ersetzt werden:

    • + 5.000 Euro Zusatzkosten für die Aufrüstung der Ladeinfrastruktur

    Jede weitere Ladestation wird nun in das System eingebunden, auch hier kann es etwaige Kostensprünge geben. Interessanter ist jedoch der zusätzliche Aufwand bei der Installation, wenn wir das Beispiel realistisch halten und Komplikationen die Kosten weiter in die Höhe treiben.

    Fallbeispiel 3: Der Bedarf ist hoch, es treten weitere Probleme auf.

    Nehmen wir an, die Anschlussstelle befindet sich nicht direkt bei der Ladestation, sondern ist etwa 100 Meter entfernt, was in größeren Wohnimmobilien durchaus vorkommt. Der konkrete Bedarf für großkalibrige Versorgungskabel, bestehend aus hochreinem Kupfer, sollte hierbei als Kostenfaktor nicht unterschätzt werden. Hinzu kommen etwaige Kabeltrassen oder Umbauten an der Bausubstanz, um die weiteren Kabel verlegen und anschließen zu können. Wenn dies bei der Planung nicht berücksichtigt wurde, muss nun für jede weitere Ladestation ein neues und langes Versorgungskabel verlegt werden. Das fachgerechte Öffnen und Verschließen von Wanddurchbrüchen und die fallbezogene Kabellänge summiert sich mit jedem weiteren Ladepunkt weiter auf.

    • + 1.000 Euro Zusatzkosten für bauliche Veränderungen und Kabel je Ladestation

    Dieses Beispiel kann noch weitergeführt werden, aber das Resultat bleibt das gleiche. Nicht mit inbegriffen sind weitere Komplikationen, höhere bautechnische Erfordernisse oder Denkmalschutz.

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    Die Kosten einer einzelnen Ladestation begannen exemplarisch bei ca. 1.200 Euro pro einfacher Ladestation inklusive Zubehör und Projektabwicklung. Die Kosten für die nachträgliche Skalierung betragen jedoch ein Vielfaches. Jede weitere Ladestation kann bis zu 5.000 Euro kosten und die Amortisierung der Kosten der anfänglichen Investition erheblich hinauszögern.

    Das Rechenbeispiel betrifft dabei den überschaubaren Fall von bis zu vier Ladestationen pro Wohnobjekt. Sollten Sie unsere vorherigen Beiträge gelesen haben, dann werden Sie wissen, dass für größere Wohnimmobilien, wie große Mehrfamilienhäuser oder Wohnkomplexe mit zahlreichen Eigentumswohnungen, bis zu 20 Ladestationen sowie ein Technikraum erforderlich sein können.

    Unser Fazit und wohlmeinende Empfehlung

    Die Welt der Elektromobilität ist für jeden offen und zugänglich, doch der persönliche Weg dahin ist individuell verschieden. Sollten auch Sie den ersten großen Schritt gehen, der Anschaffung einer privat verfügbaren Ladelösung für ein derzeitiges oder künftiges E-Autos, sind stringente Planung und gute Vorbereitung wichtig. Die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, aufgrund unserer großen Praxiserfahrung können wir dies gut abschätzen, dass der anfängliche Bedarf mit der Zeit steigt. Mit dem steigenden Bedarf steigen auch die Anforderungen, sowohl im Hinblick auf Ladestärke oder Funktionsumfang.

    Sowohl wir, aber sicherlich auch Sie selbst, möchten auf eine gleichermaßen ärgerliche wie teure Fehlplanung und verlustreiche Investition verzichten. Im Angesicht der weiterhin recht hohen Kosten für den Umstieg auf ein erstes E-Auto und die dazugehörige Ladetechnik, möchten Full- Service Anbieter wie wir von Chargetic, Ihnen dabei helfen, Ihr persönliches Projekt wohldurchdacht zu errichten. Wer sich heute zukunftsorientiert aufstellen möchte, setzt daher auf skalierbare Ladelösungen und holt von Beginn an professionellen Rat für die Bedarfsermittlung und Auslegung der gesamten Lösung ein.

    Sie haben noch Fragen oder fühlen sich verunsichert angesichts der vorherigen Beispiele? Wir haben die passende Empfehlung für Ihre Immobilie! Egal, ob groß oder klein, wir sind auf private Wohnimmobilien spezialisiert. Wir können Ihnen helfen, Ihr Projekt gleichermaßen schlank sowie erweiterbar zu gestalten, ganz nach Ihren Anforderungen und Bedürfnissen.

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    Brauchen Sie also nur eine Ladestation? Wahrscheinlich ja – aber eine skalierfähige!

    Sie wollen mehr zum Thema Ladeinfrastruktur für E-Autos und dazugehörigen Praxistipps, Hinweisen und Ratschlägen wissen? Dann folgen Sie gerne unserem kürzlich online gegangenen Blog! In regelmäßigen Abständen folgen weitere Beiträge zu unserer Kurzserie der Praxistipps zum Einstieg.

    Ihr Team von Chargetic

    Offenlegung (Disclosure): Dieser Beitrag wurde nicht extern gesponsert und stellt keine rezensierten Produkte oder Lösungen dar, die als unentgeltliche Produktmuster, Geschenke oder Leihgaben bereitgestellt wurden. Der Beitrag dient informativen Zwecken, wie als Handlungsempfehlung für Leser.

Peter Otto Ruiz
Peter Otto Ruiz

Bemessen und skalieren Sie nicht zu knapp, um nicht draufzuzahlen.
Der Weg zu Ihrer ersten eigenen Ladestation ist einfacher als Sie denken – wir helfen Ihnen bei Konzeption und Planung, Auswahl der Komponenten und dritter Projektpartner sowie in der Integration in unsere Softwareanwendung. Wir sorgen dafür, dass Ihre Ladelösung skalierfähig ist – direkt beim Einstieg.